Z W EITES
BUCH.
DIE
NICI-ITNACHAHMENDEN
KÜNSTE.
ALLGEMEINES.
ENN gewisse Künste als nicht nachahmend bezeichnet wer-
den, so ist damit ausgesprochen, dass bei der ästhetischen
! y Beurteilung ihrer Werke d1e Thatsache der Nachahmung
o I f nirgends IDS Spiel kommen kann oder darf. Solche Künste
sind aller Erfahrung nach die Architektur einschliesslich des sog,
Kunsthandwerksi) und die Redekunst. Das Wohlgefallen durch Wahr-
heit einer Nachahmung fallt daher bei denselben von vornherein weg.
Darum fehlt ihnen jedoch nicht jedes Gefallen durch Wahrheit. Sie
Wirken vielmehr ästhetisch durch die Realisierung bestimmter Vor-
stellungen; nur sind diese Vorstellungen rein menschliche, für Welche
die Natur weder im Ganzen noch teilweise objektive Vorbilder gegeben
hat. Diese Vorstellungen bilden die Zwecke der nichtnachahmenden
Kunstwerke: ihre Idee ist die Vorstellung ihres Zwecks. Und
zwar können wir auch hier eine abstrakte (platonische) und konkrete
Ideen unterscheiden, nämlich die Vorstellungen eines Zwecks, welcher
notwendig allen Artefakten derselben Gattung gemeinsam ist, und die-
jenigen besonderer Zwecke, welche nur in einem bestimmten einzelnen
Falle vorliegen und vorausgesetzt werden müssen, damit die ent-
sprechende ästhetische Wirkung zustande kommt. Wenn wir nun
fragen, welche Beziehungen der Schönheit bei der ästhetischen Beur-
I) Es ist gleichgültig, 0b man einen von diesen Begriffen und welchen von
beiden man als den weiteren ansieht oder gebraucht, oder ob man sie koordiniert;
die ästhetischen Prinzipien sind ihnen durchaus gemeinsam.