Allein die Gottheit
Aeschylos forfnw
haßt
die
räuberischen Geier.
Denn,
fährt
"Die lautere Artemis zürnt dem Hause" (der Atriden),
"Den Flugdienern des Vaters" (Zeus),
niVeil mit der Frucht sie die tragende, zagende Mutter geopfert;
Sie haiät der Geier arges Mahl.
S0 treuen Sinnes schirmt die Holde
Des ziirnenden Leun ungeborne Brut,
Sorgf für alle des heidedurchiiiehenden Wildes saugenden Jungen.
Enden wird sie, was gunstreiehes der Geier
Zeichen zugleich so erfreuend, so dräuend verkündet."
Die räuberische Hand Agamemnons, des Atriden-Geiers, ist
nicht wie sein Speer von der strafenden Gottheit gefeit, sondern
liegt selbst unter dem Fluche der schrecklichen Eris und eines
strafbaren Erosf" Eben in dem Moment, da er das gekränkte Familien-
recht seines Bruders rächt, verletzt er selbst das Recht seines eigenen
Hauses: heimkehrend wird er selbst seiner Gattin Klytemnestra in
der Sklavin die Nebenbuhlerin ins Haus bringen." Allein das Straf-
gericht des Zeus Herkeios hat ihn dort schon furchtbar ereilt. Mit
gleisnerisch freundlichen YV orten wird ihn die Gattin empfangen,
während sie mit ihrem Buhlen Aegisthos ihm den Tod schon vor-
bereitet hat. ln demselben Augenblick, da er räuberisch die Hand an
Kassandra gelegt, richtet sich daher die Seherin Eumeniden gleich
zwischen den beiden Geier-Atriden auf, mit dem ergreifenden Pathos
des tragischen Dichters hebt sie denselben Arm, den er frevelnd be-
rührt hat, zur Verwünschung des Frevlers empor, und von Apollon
begeistert, den Lorbeerkranz des Loxias im fliegenden Haar, ver-
kündet sie ihm sein grauenvolles Verhängnis.
In ewigem Vernichtungskzinipf waltet das Strafgericht des Zeus.
Der Sünde des menschlichen Hochmuts folgt zwar die Strafe auf
dem Fuße nach, aber in der frevelnden Hand des Menschen erweckt
die Vergeltung selbst neue Verschuldung, aus der Bestrafung der
Priamiden-Schuld selbst keimt wieder die Schuld im Atriden-Haus.
Denn die Sünde der titanischen Hybris ist nach dem Ausdruck des
Aeschylos „ein Saatfeld", aus welchem immer neue Schuld hervor-
sprielät: „Erblüht die Hybris, so schielät als Aehre auf die Schuld
und bringt die Thränenernte ein." G9 Mit strenger Gerechtigkeit straft
also Zeus Nemetor aber ohne die Liebe; die Liebe herrscht wohl