Im Heroensaal ist die architektonische Konstruktion und die
malerische Einteilung des Raumes die gleiche, wie im Göttersaal.
Die Decke bildet ein Kreuzgewölbe und die malerische Komposition
ein Ganzes von drei Bilderreihen, die sich von oben nach unten
abstufen und erweitern. Alle drei Reihen beginnen über dem Ein-
gang und entwickeln sich horizontal in der von der Linken zur
Rechten gehenden Richtung." Wohl sind Abweichungen in der
malerischen Disposition der beiden Kreuzgewölbe vorhanden. Im
Götitersaal verknoten sich die vier Gewölberippen oder Gräte an
der Spitze der Gewölbeviertel oder Kappen, und die vier Bilder
der ersten Reihe legen sich dichtgedrängt um den Knotenpunkt.
lrn Heroensaal dagegen findet sich an der Stelle dieses Mittel-
punktes einkreisrundes Mittelbild, eingerahmt mit einem Relief-
kranz und gehoben durch grau in grau auf Goldgrnnd gemalte
Bilder, die sich um das (lentralbild herumlagern und nach den
vier Seiten des Kreuzgewölbes ausbreiten. Von diesem centralen
Bilderkranze laufen erst die vier Gewölberippen gleich Radien eines
Kreises aus, und die dazwischen liegenden Bilder der zweiten Reihe
haben keine eigenen Mittelpunkte, sondern sind in jedem Gewölbe-
viertel in zwei Hälften gespalten, von denen jede nach oben ver-
längert und verjüngt ist. S0 setzt hier die zweite Bilderreihe die
Anschauung der lrradiation, die vom Centralbilde des Kreuz-
gewölbes ausgeht, fort, während sie dort im Göttersaal die Form
eines horizontal ausgespannten Netzes oder Gewebes bildet, worin
jede der vier Gewölbekzippen eine Gruppe von drei Bildern enthält,
und jedes mittlere Bild, eine der vier Tageszeiten darstellend, ein
horizontal verlängertes Rechteck bildet, das in dreieckigen Zwickeln
nach beiden Seiten sich ausbreitet.
Diese Abweichungen sind in beiden Sälen nicht zufällig oder
bloß durch das dekorative Bedürfnis der Abwechselung bedingt,
sondern wie jener von der Linken zur Rechten gehende Fortschritt
der Komposition sind sie für das Verständnis der künstlerischen
Ideenentwickelung von wesentlicher Bedeutung. Wie im Götter-
saal die zweite Bilderreihe selbständig hervortrat und die Natur-
und Menschenwelt als das lebendige Kleid der Gottheit, als das