und Erhabenheit des göttlichen Waltens. Die epische Kunst des
Homer und Hesiod hatte den poetischen Anthropomorphisinus des
Göttermythos in plastisch sinnlicher Klarheit gestaltet, sie hatte
sich erlaubt, das edle Wort des Hippokrates logisch rein aber
nicht rein logisch umzukehren in den allgemeinen Satz: Alles
llIcnschZic-lze ist ganz und gar göttlich. Diesen logischen Fehler
ihrer iiltern Schwester empfand jedoch die lyrische Poesie vorab
als einen ethischen Mangel und strebte, ihn zu ergänzen: von ihr
wurden die poetisch vermenschlichten Götterideale in ethischem
Sinne umgestaltet zu edel-menschlichen Persönlichkeiten. Ja sie
vertiefte sich zu der Ahnung eines alleinigen Gottes und rein
sittlichen Geistes als der Morgenröte der hellenischen Poesie,
die zur Mittagshöhe der hellenischen Philosophie emporstieg, aber
in beiden Gestalten, als roseniingrige Eos so gut wie als strahlender
I-Ielios, das polytheistische Dunkel des hellenischen Volksglaubens
durchbrach.
Arion ist endlich der wahre Künstler im Sinne des Cornelius
und vertritt die reine Idealität des Kunstschönen dadurch, daß er
von den menschlich gestalteten Volksgöttern des Homer und Hesiod
sich abwendet und ihnen den Rücken kehrt. Wie die Poesie die
geistigste unter den Künsten, und die Lyrik die geistigste unter
den Arten der Poesie ist, so erhebt sich die klassische Form der
lyrischen Kunst, die hellenische Lyrik, zu dem Ideal der Vernunft,
zur wahren Idee der Gottheit als der rein sittlichen Würde und
Erhabenheit des alleinigen Gottes. In der christlichen Religion
als „der allein wahren Religion" erkennt nun Cornelius ausdrücklich
,die lebendige Quelle aller Kunst"; diese persönliche Ueberzeugung
hat er ungefähr gleichzeitig im Jahre 1826 anderwärts in den
Loggien der alten Pinakothek" so dargestellt, daß die Gestalten
der Poesie und der bildenden Künste ,in dienender Stellung" um
die christliche Religion gruppiert sind, und diese Grundansicht
über die Bedeutung der Kunst ist in dem Anfangs- und Schluläbild
der ganzen Reihe von Kompositionen, welche den Entwickelungs-
gang der modernen Kunst zu ihrem Vorwurfe haben, in gleicher
Weise wiederholt worden. In dem Ideal der Religion erkennt also
Cornelius das Urbild der künstlerischen Idealität. Die sinnliche
Realität aber ist in unserm Bilde durch die Lyra bezeichnet, die