die er wunderbar erfahrt und in der Tiefe des dichterisch erregten
Gemüts empfindet. Ihm selbst huldigt ja der Meerbeherrscher
Poseidon mit seinem Beifall den aber er nicht hört; ihm selbst
danken ja die Tritonen und Nereiden mit ihren Gaben auf die
aber er nicht achtet. Dem „unbekannten Grotte", welchem der
christliche Glaubensbote einen Altar in Athen errichtet fand, scheint-
Arion einen Altar in seinem Herzen zu errichten, indem er ihm
dankt, vor ilmz sich innerlich demütigt. In trüber Ahnung empfindet
er ihn wohl und ringt, ihn zu bezeichnen und des Denkens Qualen
zu bannen, so daß Wir von Arions Lyra die schöne Strophe eines
äschyleischen Chorgesanges zu vernehmen glaubenz"
Zeus, wer Zeus auch immer möge sein, ist er dieses Namens froh,
WVill ich gern ihn nennen so;
Ihm vergleichen kann ich nichts, wenn ich alles auch erwäg',
Außer ihm selbst wenn des Denkens vergebliche Qualen
Ich in WVahrheit bannen will.
Arion ist der edle Grieche, in dessen Seele ein Lichtstrahl
der göttlichen Liebe fallt und in dem aufdämmernden Bewufätsein
eine neue Welt des Schönen und Edeln weckt, gleich dem kos-
mischen Eros, der in der obersten Bilderreihe zu Häupten Arions,
gleichfalls auf dem Delphin sitzend, vom Reiche der Finsternis
wegsteuert und die Bahn des kosmischen Lichtes betritt, und gleich
Aurora, die in der mittleren Reihe aus dem Dunkel der Nacht.
hervorbricht und den neuen Tag verkündet. In seinem vernünftigen
Bewußtsein des Schönen und Edeln verwandelt sich jenes kosmische
Alleins der göttlichen Liebe in den alleinigen Gott der Liebe, der
sich ihm hilfreich und gut erwiesen hat. Arion ist ferner der
hellenische Lyriker, der in sich gekehrt und innerlich vertieft, den
erhabenen Geist der hellenischen Lyrik vertritt, in ihr lebt nicht
der sinnbethörende Trieb des Eros Pandemos; denn sie ist zum
geringsten Teil erotischer Art. In den Saiten der hellenischen
Lyra schwingt sich „der Adlerflug" 53 des pindarischen Geistes auf:
der Stolz der schönen, kräftigen That, der Siegesruhm von Olympia.
und Delphi, von dem Isthmus und von Nemea, aber auch der tiefe
Ernst und die stille Hoffnung, die in den schönen Bruchstücken
seiner Threnen oder Grablieder über die Schranken des irdischen
Daseins hinausgreift, endlich alles überragend die reine Würde