sprang er in die Flut, allein „die gesangliebenden Delphinen"
hatten das Schiff begleitet, und auf seinem Rücken trug ein Delphin
den gottgeliebten Sänger ans Ufer. Ein Hymnus an Poseidon,
welcher dem Arion selbst beigelegt worden istfo preist seine Er-
rettung: „Tonliebende Delphine, der Töchter Amphitrites Spiel
und Meeresbelustigung, geleiteten mich zu Pelops Land, als im
sizilischen Meer ich irrte, auf krummem Rücken mich tragend,
des neptunischen Feldes Furchen durchschneidend, den unwegsamen
Pfad: da tückische Männer vom geräumigen Meerschiff in den
Schwall des dunkelwogigen Meeres mich stürzten."
Im Gemälde erscheint links Arion auf dem rettenden Delphin
sitzend, der mit angestrengter Kraft zum gegenüberliegenden Ufer
der Thetis hinsteuert. Allein Arion ist in den seltsamsten Kontrast
zu seiner ganzen Umgebung gestellt. Ein geheimer Zauber fesselt
galler Ohr, Auge und Hände an das Saitenspiel Arions, alles horcht,
alles blickt auf ihn, die Hände sogar sind ihm Gaben spendend
entgegengestreckt, alles atmet Lust und Freude auf dem behaglich
ausgebreiteten Meeresspiegel. Und doch erscheint der Erwecker
dieser Lust und Freude, der Mittelpunkt dieser gespannten Auf-
merksamkeit einsam an den Rand des Bildes gedrängt, von seinen
Hörern abgewandt, in tiefes Sinnen versenkt. Ist es die ideale
Gestalt des Schönen, die er im künstlerischen Geiste schaut, un-
bekümmert um den Beifall der Hörer? Allein die stolze Autarkie
des Schönen kleidet sich nicht in den melancholischen Ernst, der
auf der vorgeneigten Stirn Arions liegt. Oder ist es jene häufig
bemerkte?" trübe Stimmung hochbegabter Geister, welche der geniale
A. Schopenhauer mit dem meist bewölkten Gipfel des Königs unsrer
Alpenwelt, des Montblanc verglichen hat, wann dieser von dem
durchbrechenden Sonnenlichte gerötet aus seiner Himmelshöhe ins
Thal von Chamounix herabsieht? Allein nicht ein Herabsehen
liegt auf der umwölkten Stirn des Sängers Arion, sondern ein
Hineinsehen in die Tiefe der eigenen Brust eine innere Demütig-
ung vor der höhern Macht, die wunderbar aus dem Wellengrab
ihn erlöst hat. Ein Dankgebet rauscht durch die Saiten, deren
Harmonie alle Hörer fesselt und entzückt. Jedoch nicht vor diesen
Jeichtlebenden", genußfreudigen Göttern des Meeres beugt sich
sein Geist, nicht ihnen gilt sein Dank für die göttliche Liebe,