Erebus die Hemera und den Aether, das Lichtreich und die Tages-
helle. Die mythische Grundlage jenes Kampfes der Nacht mit
dem Lichte, welchen Cornelius bloß andeutet, ist Mephistopheles
in Goethes Faust; in ihm ist die jüdische Satanologie 43 mit der
hesiodischen Theogonie so verquickt, wie es der in der Zeit des
Ueberganges aus dem eigentlichen Mittelalter in die neuere Zeit
entstandenen Faustsage angemessen war. Er heißt "des Chaos
wunderlicher Sohn, ein Teil des Teils, der anfangs alles war, ein
Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, das stolze Licht,
das nun der Mutter Nacht den alten Rang, den Raum ihr streitig
macht." Allein nicht diesen großen kosmischen Kampf vertritt
Mephistopheles, sondern dem Mikrokosmus gilt seine Wut der
Vernichtung, dem Menschen, dieser „kleinen Narrenwelt, die sich
gewöhnlich für ein Ganzes hält." Aber von dem Naturschönen,
das an den Körpern haftet und den sinnlichen Eros weckt, hofft
er die Erreichung seines Zieles. „Das stolze Licht, sagt er, so viel
es strebt, verhaftet an den Körpern klebt, von Körpern strömtls,
die Körper macht es schön, ein Körper hemnits auf seinem Gange,
S0, hoif" ich, dauert es nicht lange, und mit den Körpern wird's
ZU Grunde gehn." So setzt er nun dem sinnlichen Eros, oder, wie
er von Faust genannt wird, „der ewig regen, der heilsam schaffen-
den Gewalt die kalte Teufelsfaust entgegen." Allein Faust
erwidert ihm sogleich, daß er sie „vergebens tückisch ballt." Und
den Grund davon kennt Mephistopheles selbst, wenn er, „des Chaos
wunderlicher Sohn", von der Vernunft spricht, „als des Menschen
allerhöchster Kraft." Diese gottähnliche Vernunft meint auch der
kosmische Erdgeist, wenn er dem Menschen Faust zuruft: ,Du
gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!"
Die dritte Bilderreihe besteht aus drei großen Wandgemiilden
und stellt die göttliche Vernunft der Liebe dar das Reich des
sittlich-schönen Eros Kalokagathos. Die Gottheiten dieses dritten
Kreises sind nicht mehr Naturgötter, sondern die intelligenten
Götter des Olymp, nicht mehr Personilikationen von Naturgebieten
und Naturprozessen, sondern Persönlichkeiten, die mit intellek-
tueller Freiheit über die verschiedenen Naturgebiete herrschen.
An ihrer Spitze stehen die drei Kroniden, im ersten Gemälde, dem
Schattenreiche, Pluton, der älteste Sohn des Kronos, im zweiten,