Volltext: Der Humanismus in der Kunst

diesen 
heller 
belauscht, verwandelt 
sich sehnsuchtsvoll in 
in einen Hirsch, 
Mondnacht zum 
abel" auch sie neigt 
schlummernden En- 
dymion herab. 
Ueberschauen wir die zweite Bilderreihe, das Reich des sinn- 
lichen Eros Pandemos, so oifenbart sich uns eine stetige Ent- 
wickelungsreihe innerer Bildungszustände: die Triebkraft unserer 
sinnlich-geistigen Natur erwacht aus den dunkeln Anfängen eines 
leisen Schwebens und innern Regens zu der Morgenfrische unseres 
sinnlichen Empiindens und Strebens, steigt zur Mittagshöhe unserer 
Affekte und Leidenschaften empor, geht aus den Stürmen des 
Tages in die Genußseligkeit des Abends ein und kehrt zur Ruhe 
der Nacht zurück, un1 entweder durch den Wirklichen Schlaf er- 
quickt, den neuen Tageslauf zu beginnen, oder aber unter dem 
Bilde des Schlafes einem andern Morgen entgegenzuharren. Alles 
ist Entwickelung und Leben, selbst der Tod erscheint unter dem 
Bilde stetiger Entwickelung. 
Und doch ist etwas in den beiden bisher betrachteten Bilder- 
reihen, das dem Begriff eines stetigen Fortschrittes unseres Lebens 
widerspricht. Es ist dies die Andeutung eines feindlichen Gegen- 
satzes zwischen Nacht und Tag, Licht und Finsternis, der auch 
in der ersten Bilderreihe, im kosmischen Dasein der Elemente, vor- 
bereitet wird. Die Gespanne der Eos, des Helios und der Selene 
gehen insgesamt in der herrschenden Richtung von der Linken 
zur Rechten, die Nacht aber fährt in der entgegengesetzten Rich- 
tung von der Rechten zur Linken. Ebenso in der ersten Bilderreihe 
steuert der kosmische Eros den Delphin von der Erde weg und 
wendet ihn mit dem Dreizack nach der rechten Seite herum. Der- 
selben Richtung folgen dann die beiden andern Eroten, sowohl 
der auf dem Adler sitzt, als der mit dem Pfau spielt. Dagegen 
der erste Eros, welcher den Cerberus händigt, wendet sich wie 
die Nacht in der untern Reihe von der Rechten zur Linken. Da- 
durch ist ein Kampf der Finsternis gegen das Licht angedeutet, 
welcher der mythologischen Quelle des Künstlers, der Theogonie 
Hesiods, fremd ist. In organischer Entwickelung wächst bei Hesiod 
das Weltgebitude aus dem dunkeln Grunde des Chaos hervor: 
Zuerst steigt Gäa herauf und schlägt dort feste Wurzeln mittelst 
der Tartara, dann tritt die Nacht hervor und erzeugt mit dem
	        
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