In Lebensiiuien, im Thatensturm
WalP ich auf und ab, webe hin und her!
Geburt und Grab, ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben, ein glühend Leben,
S0 schaff" ich am sausenden Webstuhl der
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.
Zeit
In der zweiten Bilderreihe herrscht der sinnliche Eros Pan-
demos. Er webt und wirkt nicht in den elementaren Verhältnissen
des unendlichen Weltraumes, sondern begrenzte Räume, die Körper,
erfüllt er mit schwellender Lebenskraft, in ihnen strebt und be-
gehrt er mit der Naturgewalt der Leidenschaft. Er ist jener sinn-
bethörende Gott der Götter und Menschen, jener gliederlösende
Gott der organischen Welt in Göttern und Menschen so gut als
in der Tier- und Pflanzenwelt. Wie das Reich des kosmischen
Eros, die Lichtwelt, an der breiten Brust der Erde haftet und sich
im meteorologischen Wechsel von Wasser, Luft und Feuer ent-
wickelt, so hangt das Reich des sinnlichen Eros, des lebendigen
und beseelten Daseins, an dem Busen der Mutter Nacht und ent-
faltet sich im fortschreitenden Lichte des Tages, der Hemera, welche
nach der theogonischen Vorstellung Hesiods 34 aus der Nacht ge-
boren, als junger Tag, als Eos oder Aurora mit dem Sonnengott
Helios und der Mondgöttin Selene verschwistert ist. Der zweite
Bilderkreis enthält daher die vier Tageszeiten in der von der Linken
zur Rechten gehenden Entwickelung, nämlich die Nacht, sodann
den Morgen als das Reich der Aurora, den Mittag das Reich des
Helios und den Abend das Reich der Luna.
Die Nacht, wovon die ganze Entwickelungsreihe anhebt, ist
der geheimnisvolle Ursprung des Lebens und die Ruhestätte, wohin
die im Tageslauf erschöpfte Lebenskraft zurückkehrt, um ergänzt
und erquickt den Lebenslauf des neuen Tages zu beginnen. Ruhig
fährt sie durch den stillen Raum, von einem Paar der Eulen ge-
Z0gen, deren scharfer Blick nach der Meinung der Alten das Dunkel
der Nacht durchdringt. Wohl ruht in ihrem Schoß der Tod mit
gesenkter Fackel, aber neben ihm schmiegt sich an den Busen der
Mutter Nacht sein Zwillingsbruder, der Schlaf. ,Der eine von
beiden schien zu schlafen, der andere schlief wirklich", erzählt der
alte Perieget Pausaniasßä der in dem Heratempel zu Olympia eine