und zuletzt noch in der rechten Hälfte des Doppelbildes vom
Sündenfall erkennt es den Stammvater des Menschengeschlechts,
der frei denkend und frei wollend Besitz ergreift von der weiten
Erde. Gott, Freiheit und Seele schaut das gottbeseelte, sibyllinisch-
prophetische Auge. Denn wie das sinnliche Auge selbst sonnen-
haft ist, gleich dem Sonnenlicht, das es schaut, so ist das Auge
des Geistes selbst dem Ewigen verwandt, das es denkt. Das hatte
schon der „großef Parmenidesf wie er von Platon genannt wird,
erkannt, und darauf hatte Platon selbst sein Lehrgebäude gegründet?
Die drei Vernunftideen des Unbedingten, Gott, Freiheit und
Seele, hat der groläe Königsberger Weise in seiner Dialektik der
reinen Vernunft als Ausgangspunkte des Wissens verworfen und
die Prinzipien aller Erkenntnis, der spekulativen so "gut wie der
empirischen, im Reiche des Bedingten, in der Erfahrung gefunden;
er hat sie aber gleichwohl als Zwecke und Zielpunkte der mensch-
lichen Erkenntnis anerkannt in der Schrift: Metaphysische Anfangs-
gründe der Naturwissenschaft. Ebenso nehmen die Hände und
die Augen des Propheten Jonas eine entgegengesetzte Richtung,
jene gehen auf die Erfahrungsthatsache des Todes, diese streben
zum Reiche des Uebersinnlichen. Auch der Kranz der Sibyllen
und Propheten folgt übereck der Augenachse des Jonas und teilt
sich darnach in zwei Hälften. Die rechte, philosophische Reihe
fällt noch in das nach der rechten Seite gewendete Sehfeld des
Jonas, der als führender Geist sie überblickt, sie beginnt mit der
hellenischen Sibylle, der schönen Delphika, und findet an der letzten
und höchsten Stelle ihrer Entwickelung, in Jonas, den bezeichnenden
Gegenstand ihres Forschens in der thatsächlichen Schranke alles
Lebens, dem Tode. Von der linken, theologischenbHälfte des
Sibyllinisch-prophetischen Kreises aber kehrt sich J onas entschieden
ab, sie sammelt sich um den Propheten Ezechiel, dessen Glaubens-
eifer vom Engel aufwärts nach der Höhe des Gewölbes zur Erit-
wickelungsreihe der Offenbarungsthatsachen, und zwar auf den
Sündenfall hingelenkt wird. In der führenden Gestalt des Jonas
erscheint der Vorrang der Vernunfterkenntnis gegenüber der Gottes-
erkenntnis und zugleich die Abkehr von der scholastischen Unter-
ordnung der Philosophie unter die Theologie -und die Rückkehr zur
Antike, die über zivei Jahrtausende zurückgeht, wie sie andererseits