stand das Fürstenhaus, das Machiavelli aufrief, seinem Vaterlande
die Rückkehr zu nationaler Einheit und Macht mit allen Mitteln
zu erwerben, das die Wage Italiens in seinen Händen hielt und
inmitten der Hauptstaaten Italiens zwischen dem Königreich Neapel
und dem Kirchenstaat im Süden und den Nordstaaten Venedig
und Mailand die Machtverhältnisse dieser Länder genau kompen-
sierte; der mächtigste Mediceer, Lorenzo il Magniiico, wird sogar
von dem Geschichtschreiber Guicciardini selbst die Wage Italiens
genannt. Die beiden Mediceer, Cosimo, der Gründer der platonischen
Akademie, und Lorenzo, ihr Vollender, waren nicht bloß fürstliche
Gönner und Beschützer der Wissenschaftlichen Bildung, sondern
nahmen selbstthätigen Anteil an den akademischen Bestrebungen,
und neben diesen Fürsten und Staatsmännern Italiens gehörten zu
jenem erlauchten Kreise wohl Humanisten im heutigen Sinne des
Wortes oder Philologen, aber auch Philosophen wie Marsiglio
Ficino und Pico von Mirandola und Dichter und Künstler wie
Michelangelo und Polizian. Der Vereinigungspunkt dieser in den
verschiedensten Gebieten der höhern Bildung thätigen Männer, die
platonische Philosophie, ist der reinste, selbstbewußte Ausdruck des
nationalen Hellenentums, die Nationalphilosophie des griechischen
Altertums, und die italienische Renaissance muß daher als die
Rückkehr zur Antike, als die Wiedergeburt der Antike verstanden
werden. Die Rückkehr zur platonischen Philosophie ist nun aber
zugleich die Rückkehr zur Idee des reinen Menschentums, der
Humanität, und Renaissance und Humanismus sind eigentlich nur
zwei Wörter für einen und denselben Begriff. Denn Platon be-
zeichnet wie sein Lehrer Sokrates als die wesentliche Aufgabe der
Philosophie die Idee der Humanität: der Philosoph, sagt Platon,
wolle nicht einen Menschen erkennen, er könne seinen Nachbar
nicht einmal kennen, aber was der Mensch überhaupt sei die
Idee des Menschentunis zu erkennen, das sei sein eifrigstes
Bemühen? Wir dürfen daher, sowie von einem wissenschaftlichen
und litterarischen auch von dem Humanismus in der Kunst reden.