Volltext: Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken

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Menzel sich an seinem grossen Bilde müde ge- 
arbeitet hatte, dann malte er Helme und Arm- 
schienen, Beisskörbe bissiger Pferde und Ritter- 
rüstungen. Ihn interessierten die hellen Lichter und 
Reflexe auf dem dunkelen blanken Metallundzugleich 
die gespenstige Lebendigkeit, die die Rüstungen 
haben, wenn man sie plötzlich erblickt oder wenn 
man sie lange Zeit verloren ansieht. Solche 
Rüstungsstudien giebt es viele von Menzels Hand. 
Er hat sie alle zu seinem Vergnügen gemacht und 
sie viele Jahre lang nur seinen Freunden gezeigt, 
die zu ihm ins Atelier kamen. Viel später erst, 
als er ein sehr berühmter Künstler war, bewarben 
sich die Ausstellungen darum, und dann kauften die 
Museen und die Sammler sie, und Künstler und 
Kunstfreunde bewunderten sie. Aber was sie am 
meisten anstaunten, war nicht das, was wir so ein- 
gehend betrachtet haben, der Spass, der in dem 
Bilde steckt, sondern es war die malerische Dar- 
stellung des Metalls mit allen Lichtern, Reflexen 
und tiefen Schatten. 
Wir besitzen von Menzel noch drei andere Bilder, 
die alle in ganz ähnlicher Weise entstanden sind. 
Die Atelierwand ist eine Partie der Wand 
seiner Werkstatt. Wenn er abends mit dem Licht 
in der Hand daran vorüberging, dann schienen 
ihm die Gipsabgüsse von Armen und Köpfen, von 
Leibern und Totenmasken auf dem roten Grunde 
der Wand in der flackernden Beleuchtung, wie wenn 
das Leben der Menschen, nach deren Gliedern sie
	        
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