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angesehen wird, sondern Ausgang und Endziel einer
eingehenden Betrachtung bleibt, bei der das kunst-
und kulturgeschichtliche Element als möglichst ein-
zuschränkende Zuthat ganz zurücktritt. Es muss
immerwährend mit dem Auge gearbeitet werden.
Für die deutsche Jugend müssen die deutschen
Meister voranstehen. Das erscheint selbstverständ-
lich, ist aber leider vorläufig noch frommer Wunsch.
Wo unsere Knaben in den Gymnasien und unsere
Mädchen in den höheren Töchterschulen mit alter
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Kunst bekannt gemacht werden, ist es die antike
und die italienische. Und sie pflegen sich das Auge
durch den Anblick der fremdartigen Formen (in
GipsabgüssenundPhotographiemOriginalebekommen
sie kaum anders als in den drei grossen Königs--
Städten zu sehen) derart verwöhnt zu haben, dass
sie Dürer, Holbein, Rembrandt, Ostade nicht mehr
unbefangen geniessen können. Ich will nicht da-
von reden, dass sie ihnen, wenn überhaupt, wohl
nur als Künstler, wenn nicht geringerer Art, so
doch niedrigerer Entwickelungsstufe vorgestellt zu
werden pflegen.
An Schongauer, Dürer, Holbein, Ostade, Rem-
brandt muss das deutsche Kind in die ältere Kunst
eingeführt werden. Erst von diesem
aus soll es ins Ausland sehen.
Standpunkt
Wie unsere germanischen Meister unmittelbar zu
Herzen gehen, das haben in zehnjähriger Praxis
die Kreise der Hamburger Lehrervereinigung beob-
achtet und an sich selber in Erfahrung gebracht.