Volltext: Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken

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übungen beizumessen. Jedes Bild, das durch- 
besehen ist, muss wie ein Gedicht im Gedächtnis 
haften, nicht nur nach seinem allgemeinen Inhalt, 
sondern mit jeder Einzelheit. 
Von Zeit zu Zeit ist bei passender Gelegenheit 
zurückzugreifen und eine Stichprobe über irgend- 
eine Einzelheit zu machen. Es muss verlangt wer- 
den, dass jede einzelne Figur bis in die leiseste Be- 
wegung aus dem Gedächtnis wiederholt werden kann. 
Mechanische Rekonstruktion eines ganzen Bildes 
ermüdet jedoch leicht, nimmt viel Zeit und darf 
deshalb nicht übertrieben werden. 
Bei der gelegentlichen Wiederholung wird sich 
immer wieder herausstellen, dass die Farbe auf den 
Bildern, wo sie nicht wesentlich ist, auch im Ge- 
dächtnis nicht leicht haftet, dass dagegen ohne 
Schwierigkeiten der farbige Aufbau eines Bildes 
aus dem Gedächtnis gelingt, wenn der Künstler in 
der Farbe gedacht hat. Bei Vautiers Verlorenem 
Sohn die Farben zu behalten, gelingt wenigen, bei 
dem grossen Kinderbildnis von Runge sitzen sie 
wie von selber fest in der Erinnerung. 
Den Kindern fällt dieser Unterschied bald auf. 
Wenn auch von erzählenden Bildern auszugehen 
ist, und die schwieriger zugänglichen rein dar- 
stellenden Werke im allgemeinen erst später an
	        
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