Es ist zum Bewusstsein zu bringen, dass es
Bilder giebt, bei denen die Farbe Nebensache ist,
die eigentlich gar nicht farbig zu sein brauchten
(wie oben der Verlorene Sohn von Vautier), und
dass bei anderen die Farbe eine der Hauptsachen
ist. Nur muss mit grosser Strenge darauf gehalten
werden, dass dies auf dem Wege der Beobachtung
konstatiert wird, und dass sich keine Kritik an-
schliesst. Das Kind darf niemals verleitet werden,
sich überlegen zu fühlen, sonst ivürde eine schlechte
Angewohnheit begründet oder gepüegt. Der Re-
spekt vor dem Kunstwerk darf ihm nicht genommen
werden.
Ziemlich früh lässt sich durch Beobachtung der
Begriff der Qualität der Farbe gewinnen. Am
leichtesten wird er durch einen plötzlichen Kon-
trast erkannt, etwa wenn, nachdem das Auge längere
Zeit ein Bild ohne positive Farbe betrachtet hat,
eine Handvoll Blumen davorgehalten wird oder ein
farbiges Stück aus der Frauentoilette, vielleicht ein
Hut mit farbigem Bande. Erst wenn die Erkenntnis
gewonnen ist, dass in der Natur und in der Toilette
Farbe existiert, die der Künstler nicht auf das Bild
nimmt, lassen sich mit Gewinn Bilder betrachten,
die positiv Farbe enthalten.
Da die Kinder mehr von der Musik als von
der bildenden Kunst zu verstehen pflegen, kann
bei der Farbe die musikalische Erfahrung zum
Vergleich herangezogen werden. Dass es unmusi-
kalische und musikalische Naturen giebt, wissen sie