und ruhig das einzelne Kunstwerk anzusehen. Dies
ist die Hauptsache, denn das kann der nicht be-
sonders Beanlagte nur durch Anweisung und Übung
lernen. E1- wird es sich am leichtesten als Kind
aneignen, wo in seinem Gemüt schlechte Gewohn-
heiten noch nicht Wurzel gefasst haben.
Ob überhaupt und wieweit das Kind imstande
ist, künstlerische Qualitäten zu empfinden, möchte
ich nicht entscheiden. Doch kommt es darauf für
die
S chule
nicht
Das Kind
hat
reichlich
ZU
thun
mit
der Beob-
achtung und Aneignung des sachlichen Inhalts,
dessen Bewältigung die Voraussetzung des künst-
lerischen Genusses bildet. Namentlich dem viel-
lesenden Stadtkinde, das nicht von Haus aus ge-
wohnt ist, mit dem Auge zu arbeiten, und das die
Welt ausserhalb des Strassennetzes gar nicht oder
nur Hüchtig kennt, bietet die blosse Beobachtung
Schwierigkeiten die Hülle und Fülle.
Es muss im übrigen genügen, wenn ihm eine
Ahnung aufgeht, dass jenseits des mit dem Wort
zu deckenden sachlichen Inhalts noch etwas Anderes
im Kunstwerk steckt, das man nur fühlen kann, und
das eigentlich die Hauptsache ist.
Über die Reihenfolge, in der die bedeutendsten
der im öffentlichen Besitz vorhandenen Gemälde zu
betrachten sind, giebt der allgemeine Gang der
künstlerischen Entwickelung Aufschluss. Wie am
Anfang der Dichtung die epische Form steht, so
pflegt auch die bildende Kunst zunächst zu erzählen.