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Alm mit ihren unzähligen Figuren betrachten will,
muss ich die einzelne Gestalt oder Gruppe für sich
nehmen. Und wenn ich zum Beispiel die Heim-
fahrenden auf dem Wagen ansehe, den Kutscher,
wie er sich auf dem Bock umwendet, und den
Alten, der ihm noch eine Anweisung giebt, was
sehe ich dabei von all den übrigen Menschen und
Tieren?
Nichts.
Das hat auch der Künstler gefühlt, und deshalb
hat er später so einfache Scenen gewählt. Könnt
ihr mir ein anderes Gebiet nennen, wo die grössere
Einfachheit als ein Zeichen von Geschmack gilt?
Die
Tracht,
der
S chmuck.
Wenn eine Dame ein Perlenband und eine Hals-
kette von Diamanten besitzt, warum legt Sie dann
nicht beide zugleich an?
Das
eine
stört
das
andere.
So
ist
CS
auch
in
der
Malerei.
Als er ganz jung war, brachte Hermann Kauff-
mann so viele Figuren auf seine Bilder, wie er
sich ausdenken konnte, später beschränkte er sich
auf wenige, die man mit einem Blick übersehen
kann. Er liebte als Mann das Einfache mehr. Zu
seiner
Zeit
mo chte
das
Publikum
die
Maler
lieber
leiden, die freudige oder traurige Begebenheiten
erzählten. Heute wendet sich der Geschmack, und
man zieht, wie Kauffmann, die Schilderung des