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Aus
der vornehmen Gesellschaft heraus
hat
sich
in den letzten Jahren eine Vereinigung gebildet,
die auch den weniger bemittelten Schichten die
edelsten musikalischen Genüsse zugänglich zu
machen bestrebt ist. Für ein Eintrittsgeld von
fünfzig Pfennig, das Garderobengeld und Programm
einschliesst, wird im Winterhalbjahr eine Reihe
von Konzerten ersten Ranges abgehalten. Der
Staat zahlt diesem Verein von Musikfreunden einen
jahreszuschuss
VOD
20 OOO
Mark.
Fasst man alle die günstigen Bedingungen zu-
sammen, die in Hamburg für die Entwickelung einer
einheimischen Kunst und Litteratur vorhanden sind,
die Wohlhabenheit, die nicht im Vorhandensein
vieler grosser Vermögen im internationalen Sinne,
sondern in den auskömmlichen Verhältnissen breiter
Schichten ausgesprochen ist, das tiefe Interesse
an allem, was Hamburgisch ist, die Fähigkeit der
Initiative und der leidenschaftlichen, wenn auch
äusserlich ruhigen Hingabe an gemeinnützige Unter-
nehmungen dann nimmt es wunder, dass dieser
Boden sich in unserem Jahrhundert für Kunst und
Wissenschaft scheinbar so wenig ergiebig gezeigt hat.
Eine Hamburgische Architektur gab es im acht-
zehnten jahrhundert, als die Grosse Michaeliskirche