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Seit 1890 ist im künstlerischen Leben der Ham-
burger Gesellschaft eine neue Wendung eingetreten.
Die vorhergehenden Generationen hatten be-
gründet und ausgebildet, was zur öffentlichen Kunst-
pflege gehört, und im Privatbesitz hatten sich grosse
Sammlungen von Gemälden gebildet, die zum Teil,
wie die von Amsinck, Behrens und Ed. Weber, zu
den hervorragendsten in Deutschland gehören.
Von etwa 1880 ab lässt sich in Hamburg wie
überall ein mächtiges Anwachsen des Dilettantismus
beobachten. Als der Kunstverein in den zwanziger
Jahren seine ersten Schritte that, war der Dilettan-
tismus noch eine anerkannte Macht. Harzen und
Rumohr konnten der jüngeren Künstlergeneration
in der Ausübung der Kunst noch die Wege weisen.
Dilettanten stellten auf den ersten Kunstausstellungen
neben den Künstlern aus. Dann trat, nachdem
der Künstlerstand als solcher sich entwickelt hatte,
eine schroife Scheidung ein, die mit dem Zurück-
weichen des Dilettantismus endigte. Dass es immer
noch einzelne Dilettanten gab, dass Zeichnen und
wohl auch Malen in der Erziehung einen Platz
hatten, war mehr ein belangloses Beiwerk.
Am Anfange der neunziger Iahre begann sich
der neuaufgelebte Dilettantismus, der das Studium
ernst nahm, zu organisieren. Nachdem der Kunst-
verein und der Verein von Kunstfreunden den
öffentlichen Betrieb der Kunstpdege begründet
hatten, suchte der Dilettantismus nunmehr das
künstlerische Bedürfnis des Individuums und des