31
dreizehnten Jahrhundert die Neustadt mit eigenem
Recht und eigener Verwaltung. Nach der Ver-
einigung der beiden Städte erhob sich das gemein-
same Rathaus vor der Brücke, die sie verband
eine Anlage, die auch anderswo vorkommt, wenn
zwei Stadtkerne verschmelzen. Die Befestigungen
des dreissigjährigen Krieges zogen den riesigen
Komplex der Gärten vor dem Thore in das Weich-
bild, und noch im siebzehnten Jahrhundert wurden
die Feldwege darin zu Strassen. Das ist der Ur-
sprung des Gängevienels mit seinen schmalen Gassen
und seinen grossen Gärten im Kern der unregel-
mässigen Baublöcke.
Aus der Urzeit ist nur ein Strassenzug in seinem
alten Verlauf erhalten, die grosse Heerstrasse, die
schon in vorgeschichtlicher Zeit über die Furt der
Alster führte. Man sieht ihren Krürmnungen heute
noch an, wie sie einst sich der Gestalt des Terrains
anschmiegte.
Die Natur des Bodens und die Bedürfnisse des
Handels bestimmten schon im Mittelalter den Typus
der städtischen Bebauung. Es wurden nicht, wie
in den holländischen Städten, Kanäle von Strassen
eingefasst das Grachtensystem sondern es
erhoben sich an den Ufern der „Fleete" die langen
Reihen der Speicher, deren Grundmauern tief unter
das Wasser hinabreichen.
Man wird in diesen Fleeten an Venedig er-
innert. Aber es sind nicht die Paläste und Wohn-
häuser, die ihre zierliche oder grossartige Archi-