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wo die Sitzungssäle des Senats und der Bürgerschaft
liegen, Hossen Fleete. Die zahllosen Kanäle, die
als Abflüsse der Alster die Stadt durchziehen, hat
mit zwei oder drei Ausnahmen die Hand des Men-
schen gegraben. Ebenso ist der Lauf des anderen
Nebenilusses der Elbe, der durch Hamburg fliesst,
der Bille, zu Wasserilächen aufgestaut und in ein
Netz von Kanälen verwandelt. Eine Industriestadt
hat sich dort gebildet, wo noch vor einer Gene-
ration an stillem Gewässer die Sommersitze aus
dem achtzehnten Jahrhundert lagen.
Wie die Becken und Kanalsysteme der Alster
und Bille künstliche Gewässer sind, so ist auch der
Arm des Elbstroms, der die Häfen bildet, von den
Hamburgern durch kunstreiche Wasserbauten an
die Stadt herangeholt worden. Bis ins Mittelalter
lassen sich die Kämpfe des Ingenieurs, denen dipo-
matische und kriegerische Aktionen mit den Nach-
barstaaten parallel gingen, zurückverfolgen.
Im heutigen Hafengebiet sind die Umänderungen
gewaltig und unübersehbar. Wo in meiner Jugend die
stolzen Barockpaläste der Patrizier und die malerischen
Wohnhäuser der Arbeiter sich erhoben, strömt heute
die Flut durch breite Kanäle; elektrische Bahnen
schiessen dahin, wo damals noch Schiffe unter Bäu-
men am Quai lagen; Rinderherden grasten, wo jetzt
in den seeartigen Becken der neuen Hafenanlagen die
Handelsflotten liegen, und es kommt mehr als ein-
mal vor, dass sich seit einem Menschenalter an der-
selben Stelle die dritte Brücke über den Kanal spannt.