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Aus seiner heutigen Gestalt allein ist die Ge-
schichte der Stadt allerdings nicht deutbar. Denn
es giebt keine deutsche Stadt, vielleicht überhaupt
keine, deren Strassennetz und deren Wasseradern
im Laufe der letzten Jahrhunderte so ungeheure
Veränderungen erfahren hätten.
Wie Lübeck und Bremen, war Hamburg ur-
sprünglich ein Bischofssitz gewesen, in welchem
die Bürgerschaft sehr früh die Macht des welt-
geistlichen Fürsten bei Seite gedrängt hatte.
Während aber im Stadtplan der beiden Schwester-
städte die Spur der Bischofsperiode noch deutlich
erkennbar geblieben ist, in Bremen mit Dorn und
Domplatz, in Lübeck mit der stillen bischöflichen
Dominsel, die von den Wogen des bürgerlichen
Lebens noch heute nur von fern umspült wird, ist
der ehrwürdige Dom in Hamburg dem Erdboden
gleich gemacht, und nur die Domstrasse erinnert
durch ihren Namen an die Bedeutung der Stätte,
aus der ein kühner Traum einmal das Zentrum
eines nordischen Rom hatte schaffen wollen.
Und während in Lübeck und Bremen Rathaus,
Rathausmarkt und Bürgerkirche ihre ursprünglichen
Plätze inne haben, wird die Regierung von Ham-
burg im eben vollendeten Rathause an der vierten,
wahrscheinlich sogar an der fünften Stelle tagen.
Wo sich das erste erhob, weiss niemand zu sagen;
auch die Stätte des zweiten ist streitig; das dritte
wurde vom Brand verwüstet, das vierte soll in die-
sein Iahre aufgegeben werden. Nur die alte Bürger-