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Sehnsucht aller Talente ist: hinaus! Nach Berlin,
nach München, nach Paris! Bei der allgemeinen
Wohlhabenheit, der grossen Mildthätigkeit sind auch
die Unbemittelten leicht in der Lage, Stipendien
zu erhalten. Wer in den Kunststädten Anschluss
findet, kehrt nicht so leicht wieder, und das sind
naturgemäss nicht gerade immer die schwächeren
Begabungen. Dagegen kommen zurück, die daran
verzweifeln mussten, sich draussen eine Existenz zu
schaffen, oder denen ihre äusseren Verhältnisse keine
Wahl lassen. Seltener kommt es vor, dass die Liebe
zur Heimat der wirkliche Grund der Rückkehr
war.
Unter
der
Schar
dieser
dem
Heimatboden
gegen ihren Wunsch Wiedergegebener sind verhält-
nismässig Wenige auch nur mit dem bescheidenen
Mass von Können ausgerüstet, das sich auf den
deutschen Akademien bisher erwerben liess. Die
Meisten haben nur eine ganz oberflächliche Schu-
lung. S0 ist es kein Wunder, dass Rückbildung
und Versumpfung eher die Regel als die Ausnahme
bilden. Viele kämpfen lange Jahre mit unzuläng-
liehen Mitteln in einer Umgebung, die sie nicht
versteht, unter beständiger Sehnsucht nach draussen,
bis sie mit sich und der Welt zerfallen sind und
erlahmen. Andere ergeben sich schneller. Sehr
Wenige haben die Kraft, sich durchzuringen.
Und da in diesem wohlhabenden Gebiete doch
mancherlei Aussicht auf Erwerb winkt, bildet es die
Zuflucht von reisenden Künstlern, die die scharfe
Konkurrenz in den Kunststädten nicht aushalten