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Mecklenburg wenigstens der Städte und des Adels.
Nirgend hat in Stadt und Land der Fürst jemals
alle Kräfte sich dienstbar machen können. Nieder-
sachsen ist etwas wie die Schweiz Norddeutschlands.
Derselbe Umstand hat auch verbinden, dass dies
niedersächsische Gebiet zu irgend einer Zeit für eine
gemeinsame Kulturarbeit zusammengefasst worden
wäre. Auch die Hansa hatte wesentlich eine po-
litische Funktion. In Kunst und Litteratur hat sich
der Nordwest noch nicht ausgegeben.
Diese bäuerische und städtische Atomisierung der
Volkskraft äussert sich am deutlichsten im Verhält-
nis zur höheren Bildung. Es giebt auf dem ganzen
Gebiet keine Malerakademien und polytechnischen
Hochschulen, Universitäten nur in Kiel und Rostock.
Auch die ökonomischen Verhältnisse sind sehr
gleichartig. Zahlreiche Seestädte mit reichentwickel-
ten Handelsbeziehungen sitzen in einer ackerbauen-
den Bevölkerung des Landes und der Landstädte.
Residenzen von beherrschender Stellung giebt es
nicht, und die Fabrikthätigkeit ist sehr jung. Hier
kommt ausser Hamburg, das mit Altona und Har-
burg in der letzten Generation, ehe es sich dessen
recht versehen, eine sehr bedeutende Fabrikstadt
geworden ist, kein Platz in Betracht. Städte wie
Neumünster mit seiner grossen Tuchindustrie bilden
eine seltene Ausnahme. Der Landmann, der Kauf-
mann, der Seefahrer, der Fischer, das sind die
Bemfstypen des Volkes.