Der Neubau des Hamburger Rathauses hat eine
lange und an überraschenden Wendungen und Schick-
salen reiche Vorgeschichte.
Nachdem das alte Rathaus im Brande von
1842 zerstört war, dauerte es über fünfzig jahre, bis
das neue bezogen werden konnte. Von ]ahrzehnt
zu ]ahrzehnt hatten innere und äussere Umwälzungen
immer aufs Neue dafür gesorgt, dass die Pläne zurück-
gestellt wurden.
Ursprünglich war es keineswegs die Absicht ge-
wesen, den Neubau des wichtigsten Staatsbaues einem
späteren Geschlecht zu überlassen. Aber die ersten
Jahre nach der Zerstörung von 1842 hatten mit der
Umgestaltung des Stadtplans und der Wiederher-
stellung der Stadt mehr als hinreichend zu thun,
Dann kamen in der zweiten Hälfte der vierziger
jahre mit den ersten Kämpfen für die neue Verfassung
die bestehenden Staatseinrichtungen in Frage.
Erst 1854, als die Wogen sich beruhigt hatten,
wurde vom Senat eine allgemeine Konkurrenz aus-
geschrieben, in der der Engländer Gilbert Scott,
der Erbauer der St. Nicolaikirche in Hamburg, den
Preis gewann. Erneute Kämpfe um die Verfassung