kennt und dann in Hamburg Gelegenheit hat, sich
in den Häusern der alten Familien umzusehen, welche
aus derselben Zeit Einrichtungsstücke bewahrt haben,
wird technische und künstlerische Gediegenheit und
Zweckmässigkeit der Konstruktion finden, die er
unserm ]ahrhundert nicht zugetraut hätte. Nament-
lich sind Intarsien wohl selten reicher und gediegener
ausgeführt. Auf diesem Gebiet hat die Hamburgische
Industrie seit dem Einsetzen der modernen Renais-
sancebewegung erheblich eingebüsst, denn nur selten
kommt es vor, dass bei dem billigen Angebot reicher
Prunkmöbel aus süddeutschen Fabriken einmal von
unserm Tischlerhandwerk ohne ängstliche Rücksicht
auf die Kosten eine vollendete Arbeit verlangt wird.
München und vor allem Mainz und Frankfurt finden
gegenwärtig in Hamburg ein wertvolles Absatzgebiet.
Die Ausstattung des Rathauses muss dazu führen,
dass wir uns wieder auf eigene Füsse stellen. Gegen-
über der einseitigen Bevorzugung des Schnitzstiles
und des unpolierten Holzes beides in der Praxis
überaus unbequem müssen wir die Verwendung
kostbarer polierter Hölzer und der alteinheimischen
Intarsie systematisch wieder zur Geltung bringen.
Auch dabei wird uns die bevorstehende Geschmacks-
krisis zu Gute kommen, denn der Umschlag der
Vorliebe für rohes Holz zur Bevorzugung des polier-
ten ist bereits in Vorbereitung.
Es ist bei dem Anteil des Tischlergewerbes be-
sonderer Wert darauf zu legen, dass sich hochent-
wickelte Specialistenwerkstätten für die einzelnen