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Dass
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deutsche
Kunstindustrie
bisher
der
englischen und französischen nur auf untergeordne-
teren Gebieten (wesentlich für den sogenannten
Massenartikel) sich gewachsen zeigte, liegt haupt-
sächlich darin begründet, dass die höchsten Axifor-
derungen an die Leistungsfähigkeit der Luxusindustrie
in Deutschland überhaupt nicht oder nur im Aus-
nahmefall einmal gestellt werden. Das Publikum hat
noch nicht die Gewohnheit, seiner wachsenden
Wohlhabenheit anders als im Wohlleben oder im
kostspieligen und zwecklosen Einrichtungsluxus Aus-
druck zu geben, und der Staat betrachtet es in
Deutschland noch nicht wieder als seine politische
Pflicht die Produktionsfähigkeit der Industrie anders
als durch den Unterricht zu heben. Selbst in Fällen,
die einen repräsentierenden Aufwand fordern, pflegt
man sich aus traditioneller Sparsamkeit mit dem-
jenigen Mass an Kunst zu begnügen, welches sich
auf dem Wege des Submissionsverfahrens erreichen
lässt.
Welche Resultate die rationelle Pflege der Kunst-
und des Kunstgewerbes seitens des Staates, das
heisst, die Hebung der Produktion nicht durch
Schulen allein sondern durch Aufträge, bei denen
die höchste Leistung gefordert wird, schliesslich er-
giebt, liegt vor Aller Augen klar in der Entwickelung
Frankreichs, dem seit zweihundert Jahren noch keine
Anstrengung seiner Nachbarvölker den ersten Platz
streitig machen konnte. Im sechzehnten Jahrhundert
mussten die französischen Könige ihre Prachtrüstungen