Erfahrung aller Zeiten beweist, dass es kaum ein
besseres Mittel giebt, die Gemüter des Volkes in
den Dienst der Staatsidee zu gewinnen als die Auf-
führung und grossartige Ausstattung eines repräsen-
tativen Monumentalbaus, dessen Bedeutung zu der
ganzen Bevölkerung spricht, so darf der Hamburgische
Staat sich Glück wünschen, dass ein derartiges Werk
sich in der Epoche einstellt, wo Hamburg von der
Mittelstadt zur Grossstadt übergeht.
Während somit schon die Staatsraison zur Um-
schau mahnt, verleihen die gegenwärtige Lage der
Hamburgischen Industrie sowie die Krisis, in welcher
sich unsre kunstgewerbliche Bewegung befindet, der
Ausstattung des Rathauses die grösste wirtschaftliche
Tragweite. Die Aufhebung der Zollschranken zwingt
unsre Industrie, wenn sie sich selbst erhalten will,
von der Defensive in die Offensive iiberzugehen,
um wenigstens die umliegenden Provinzen wieder zu
erobern; und nach menschlicher Berechnung hat
auf dem Gebiet des Kunstgewerbes in der nächsten
Zeit eine Epoche der billigen Überladung und des
Schwulstes abgewirtschaftet, und eine Tendenz nach
gediegener Einfachheit wird sich Bahn brechen. In
diesem nach mehr als einer Richtung kritischen Moment
der heimischen Produktion die umfassendste Arbeit
zuweisen zu können, die in der Geschichte unsers
Staatswesens überhaupt möglich ist, muss als be-
sonderer Glücksumstand aufgefasst werden.
Wenn aber unserm Staat eine politisch und
ökonomisch gleich folgenschwere Aufgabe bei der