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eines Erlebnisses, das ich als junger Mensch in
Lübeck hatte. Ich traf dort mit einem gebildeten
Norweger in der Marienkirche zusammen und sah
staunend, mit welcher Ehrfurcht er die Denkmale
der alten Lübischen Macht betrachtete. Er wusste
überall Bescheid, konnte überall Auskunft geben,
hatte überall Daten und Thatsachen bei der Hand.
Ihm, dem Ausländer, war die alte Bezwingerin des
Nordens in ihrer gewaltigen Bedeutung gegenwärtig,
und ich, als Hanseat, hatte überall nur die Glocken
läuten hören und musste mich von einem Ausländer
in der nächsten Heimat führen lassen. Es ist gar
nicht schwer, mit den Schülern der Oberklassen an
einem langen Ferientage im Sommer die Denkmale
Lübecks durchzugehen. Die Reisekosten machen
keine Schwierigkeit, da in solchen Fällen die Eisen-
bahnverwaltung das grösste Entgegenkommen zeigt.
Für Bremen und Lüneburg, die so wenigen Ham-
burgern bekannt sind, gilt dasselbe. Sie, meine Damen
und Herren, brauche ich nicht darauf aufmerksam zu
machen, wie mannichfaltig befruchtend derartige Aus-
{lüge auf das jugendliche Gemüt wirken. In unserer
Zeit mit ihren weltumspannenden Interessen
können wir nicht genug Wert darauf legen,
dass das heranwachsende Geschlecht
seine engere Heimat genau kennen und
lieben lernt. Es soll durch tiefere Erkenntnis,
tausend freudige Erinnerungen mit ihr verwachsen,
um sich nachher zu Hause fühlen zu können. Wir
müssen mit allen Mitteln ein Geschlecht zu erziehen