auch wieder vor der Einseitigkeit hüten. Der Schüler
soll Ehrfurcht vor den Werken der älteren Epochen
behalten. Wir thun bei uns in Hamburg sicher am
besten, wenn wir uns an das in öffentlichem Besitz
vorhandene Material halten. Das ist wesentlich
modern. Viel besitzen wir ja nicht; aber für die
Erziehung kommt es in erster Linie auf eine gründ-
liche Kenntnis eines weniger umfangreichen StoHes an.
Bei der Betrachtung der Architekturdenk-
male scheint mir besonders nötig, zu betonen,
dass man mit der Sachkenntnis und nicht mit dem
Wortwissen anzufangen hat.
soll der Schüler erkennen,
Vor dem Bauwerk
was eine Säule be-
deutet, soll er Basis, Schaft und Kapitell unter-
scheiden lernen, soll er die Bedeutung der konstruktiv
und der dekorativ verwendeten Säule herausfinden.
Erst wenn er selber die Entdeckung gemacht hat,
wie viele Grundformen des Kapitells es giebt, und
sie selbständig unterscheiden kann, darf er ihre
Namen erfahren. Ebenso hat er die Bedeutung des
Gebälks, die Funktion der Profile, und die Rolle,
welche die Proportion spielt, selbständig zu finden.
Es muss in ihm die Fähigkeit erweckt werden, eine
zusammengesetzte Erscheinung zu zergliedern. Die
Kenntnis der antiken Säulenordnungen halte ich für
den Schüler bis zum fünfzehnten jahr für überflüssig.
Aber das Wesen des gothischen Stils im Gegensatz
zu den Stilarten, die sich aus der Renaissance ent-
wickelt haben, lässt sich unschwer an den Bau-
werken auch dem Schüler klar machen.