Volltext: Drei Programme (Bd. 4)

sein. Wir müssen dem Schüler Unverlierbares mit- 
geben, das in ihm weiter arbeitet. Dazu gehört zu 
allererst die Fähigkeit, anzuschauen, die Freude an 
dem Einfachen, Gediegenen, Sachgemässen. Durch 
die. aufmerksame Betrachtung einer kleinen Anzahl 
von Kunstwerken, die der Schüler ganz in sich auf- 
nehmen muss, ist sein Interesse zu wecken. Mit 
dieser blossen Anregimg, anschauend zu geniessen, 
ist schon unendlich viel gewonnen. Wer hat nicht 
an sich erlebt, welche Kraft in dem Wort eines an- 
regenden Lehrers liegtl 
Wenn auch während der ganzen Schulzeit das 
hohe Ziel nicht darf aus dem Auge verloren 
werden, so fällt doch die Hauptaufgabe auf die 
Zeit vom zwölften bis zum fünfzehnten Lebensjahr. 
In diesem Alter muss jedoch für alle Schulen im 
Wesentlichen nach denselben Grundsätzen verfahren 
werden. Der bildenden Kunst gegenüber macht hier 
der Bildungsunterschied zwischen Mädchen und 
Knaben, zwischen dem Zögling der Volksschule und 
dem Gymnasiasten keinen wesentlichen Unterschied, 
da es auf das bei allen gleich schwach entwickelte 
Anschauungsvermögen ankommt. 
Es fragt sich, was sollen die Schüler bis zum 
Alter von fünfzehn Jahren anschauen? Ich glaube, 
im Wesentlichen nur moderne Kunst. Wir wollen, 
soweit es angeht, das kommende Geschlecht dazu 
erziehen, dass es in seiner Zeit lebt und nicht durch 
die Gedanken an die Vergangenheit sich von der 
Gegenwart abziehen lässt. Aber wir müssen uns
	        
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