Volltext: Drei Programme (Bd. 4)

kommt. Er gerät auch nicht in Entsetzen über die 
Preise, denn er weiss den Wert einer Leistung 
zu beurteilen. Das unvermeidliche „So viel!" des 
deutschen Käufers, dem, selbst wenn er über grosse 
Mittel verfügt, jeder Masstab zu fehlen pflegt, kommt 
im Wortschatz des Franzosen gar nicht vor. Er ist 
mitteilsam und leicht begeistert, sodass beim deutschen 
Verkäufer, der vielleicht weit mehr Umstände durch 
ihn gehabt als der Gewinn aus der schliesslich ab- 
gesetzten Ware rechtfertigen mag, doch am Ende 
das Gefühl überwiegt, einen angenehmen Besuch 
empfangen und etwas gelernt zu haben. Umgekehrt 
pflegt uns aus einem französischen Kunstgeschäft 
die leichte, von jeder Aufdringlichkeit freie Form 
des Verkehrs wohlthuend zu berühren. Aber sie 
beruht 
durchaus 
nicht 
allein 
auf den 
feiner 
durch- 
gebildeten französischen Umgangsformen, sondern sie 
ist in demselben Mass ein Erzeugnis der Selb- 
ständigkeit des Käufers, die ihm völlige Freiheit der 
Bewegung gestattet. 
Es kommt hinzu, dass jeder einigermassen wohl- 
habende Franzose das Bedürfnis nach Kunstbesitz 
hegt, während es bei uns leider noch die Regel ist, 
dass sich der gediegenste Reichtum arm fühlt, sobald 
an ihn die Anforderung herantritt, eine Ausgabe für 
Kunst zu machen. Die deutsche Millionärin, die für 
ein Diner ohne Bedenken Tausende ausgiebt, gerät 
in Schrecken, wenn für eine Bronze, die sie ver- 
schenken möchte  für sich braucht sie so etwas 
nicht 
zweihundert Mark 
gefordert 
wird. 
Aber 
OS
	        
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