Am
unmittelbarsten
oHenbart
sich
die
Unselb-
ständigkeit des deutschen Publikums in den Formen,
die bei uns der Geschäftsverkehr annimmt. Oft hat
es mich erbittert, dies zu beobachten. Selbst dem
vornehmsten deutschen Publikum gegenüber ist der
erste Grundsatz des Verkäufers das Überreden und
Aufschwatzen, mindestens das Zureden. Und man
ist noch dankbar dafür, denn man empfindet gar
nicht, welche Demütigung darin liegt. In den grossen
Städten, die von Ausländern häufiger besucht werden,
unterscheidet der gewitzigte Geschäftsinhaber strenge
zwischen dem Engländer, dem Franzosen und dem
Einheimischen. Ausländer werden weit vorsichtiger
behandelt, vor Allem hütet man sich, ihrem eigenen
Urteil vorzugreifen. Der gebildete Engländer, dessen
Empfindung und Verständniss beträchtlich höher
steht als die des Deutschen (die englische Aristokratie
besitzt den feinsten Geschmack) hält nachdrücklich
auf sein eigenes Gutbeünden. Er ist nicht mitteilsam,
sieht sich um, ohne viel zu reden und kauft oder
kauft nicht. Für den gebildeten Franzosen gehört
selbständiger Geschmack zur Erziehung. Er wächst
in einer Lebensluft auf, die ihm die Elemente un-
bewusst mitteilt. Ihm pflegen nicht, wie bei uns
die Dinge es mit sich bringen, zu irgend einer Zeit
plötzlich die Augen aufzugeben; er lernt richtig sehen,
wie er richtig sprechen lernt. Kommt er in einen
Laden, so weiss er wie oft setzt es in Deutsch-
land den Inhaber in Erstaunen ganz allein die
wenigen Gegenstände herauszufinden, auf die es an-