nur, was ihm gezeigt wird, und wenn er ein Kunst-
werk erblickt, hat er zehn Einfälle, ehe er es einmal,
ordentlich angesehen hat, und fängt sofort an zu
kritisieren. Einer unserer Künstler, der durch seine
treffende Ausdrucksweise bekannt ist, Paul Meyer-
heim, sagte einmal: der Deutsche sieht mit den
Ohren. Schlagender lässt sich unser Zustand nicht
charakterisieren.
Und bis jetzt ist für die Erziehung zur unbe-
fangenen Freude an der Kunst unendlich wenig ge-
schehen. Wir haben in Deutschland fast ausschliess-
lich an die Erziehung der Kunst-Produzierenden
gedacht. Unser armes Vaterland hat mehr Kunst-
akademien als irgend ein Land der Welt; wir haben
für die Heranbildung von Architekten doppelt soviel
Anstalten wie wir brauchen. Kunstgewerbeschulen
werden aller Orten neu gegründet. Aber unsere
Produktion steht in der Luft, so lange uns im eigenen
Lande der Käufer von selbständigem Geschmack
fehlt. Die Künstler empfinden den Abstand, der sie
vom Publikum trennt, sehr wohl. Aber sie pflegen
den ungesunden Zustand für den gesetzmässigen zu
halten und haben sich die Theorie gemacht, dass
überhaupt niemand ausser ihnen von Kunst etwas
zu verstehen brauche. Ich klage die Künstler darum
nicht an, es kommt mir nur darauf an, die That-
sache
betonen.