faltigkeit ihrer sprachlichen Ausdrucksmittel in Er-
staunen, und welch eine Kluft gähnt zwischen dem
umfassend gebildeten Gelehrten der älteren Gene-
rationen und dem beschränkten jungen Forscher,
der sich ängstlich an seine Spezialität klammert.
Am tiefsten steht unser Bildungsniveau jedoch
in den bildenden Künsten.
"Mit überraschender Klarheit wird dieses Verhält-
nis durch den Dilettantismus wiedergespiegelt.
Dilettanten, die als solche unerschrocken auftreten
dürfen, giebt es bei uns nur in der Musik. Vom
Dilettantismus in der Poesie oder in der bildenden
Kunst können wir in Deutschland nicht reden hören,
ohne zu lächeln. Aber wir sollten uns dessen nicht
rühmen. Ich glaube, es ist einer der beklagens-
wertesten Mängel unserer Bildung, dass wir den
Dilettanten zu einer lächerlichen Figur gestempelt
haben. Er hat ja seine grossen Schwächen und ist
vielen Gefahren ausgesetzt, aber für die gedeihliche Ent-
wickelung bleibt er unentbehrlich. Was er bedeutet,
zeigt ihnen am besten der gegenwärtige Zustand
der Musik, in deren Welt der Dilettant einmal seinen
unverrückbaren Platz hat. Denken Sie ihn weg
und der Musiker von Beruf stünde einsam da, nur
von seinen Fachgenossen verstanden; so einsam wie
der grosse Maler, so einsam wie in Deutschland
der Mann der Wissenschaft. Wenn jeder, der seit
seinem siebenten Jahr täglich eine Stunde musiziert,
dieselbe Zeit auf seine Ausbildung im Aquarellmalen
oder im Modellieren verwendete: Was für ein ganz