Volltext: Drei Programme (Bd. 4)

Speisezimmer bürstet, seiner schlecht sitzenden 
Kleidung, seinen ungefügen Schuhen im Auslande 
nur die Zielscheibe des gutmütigen Spottes ist. 
Er wirkt mit seiner mangelhaften Erscheinung, seinem 
lauten Wesen, seinen unsicheren Manieren in der 
Gesellschaft und namentlich bei Tisch oft geradezu 
abstossend und fallt der Verachtung von Menschen 
anheim, die vielleicht an Wissen tief unter ihm stehen. 
Wir könnten uns nun im Bewusstsein unseres 
Wertes über solche Äusserlichkeiten hinwegsetzen. 
Aber der Mangel an formaler Bildung hat schwer- 
wiegende Folgen, die man bisher kaum beobachtet 
hat. Er beeinflusst unmittelbar die Erhaltung unseres 
Volkstums. 
Der Deutsche im Auslande vermag den festen 
Lebensformen keine eigenen Sitten gleichen Wertes 
entgegenzusetzen. Er muss wohl oder übel in Eng- 
land Engländer, in Frankreich Franzose werden, 
und wenn er eine Ausländerin heiratet, so fällt sein 
Hauswesen unter die Gesetze  und infolgedessen 
auch unter die Sprache w, die sein Weib mitbringt. 
Ein Engländer nimmt als einen Teil seines Wesens 
seine feste Sitte mit, wohin er geht und bleibt 
dadurch seinem Volkstum erhalten; der Deutsche 
geht im Ausland seinem Volk verloren. Gewiss liegt 
die tiefere Wurzel dieses Übels in der geringen 
Widerstandsfähigkeit unseres Charakters, aber unser 
Mangel an Erziehung und festen nationalen Lebens- 
formen sind die Bresche, durch welche das fremde 
Wesen 
siegreich 
eindringt.
	        
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