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Hamburger Schulen einer besonderen Püege
Ich meine den Zeichenunterricht.
erfreut.
Der Schwerpunkt unserer deutschen Bildung liegt
im Wissen. Wissen und Bildung sind daher bei
uns fast synonym geworden; Erziehung und Unter-
richt gelten in den Gedanken des Volkes für un-
gefähr gleichbedeutend. Die Ansicht des Auslandes
bestätigt diese Auffassung. Wenn wir aus all den
richtigen und schiefen Urteilen unserer Nachbarn
die Summe ziehen, so heisst sie: Der Deutsche ist
unterrichtet, aber nicht erzogen. Eine Wahrheit, die
wir uns sorgfältig zu verhehlen pflegen.
Unser Schulwissen ist im Durchschnitt weit be-
deutender als das eines Engländers oder Franzosen
gleichen Standes, an formaler Bildung aber stehen
wir beträchtlich zurück. Es zeigt sich bei hundert
Gelegenheiten, dass in Deutschland nur selten ver-
standen wird, was sie bedeutet. Wer sich bei uns
mit der Sorgfalt und peinlichen Sauberkeit kleidet,
die bei unsern Nachbarn mit dem Ausdruck korrekt
bezeichnet wird und in guter Gesellschaft unerläss-
lich gilt, setzt sich leicht dem Gespött aus. Wehe
ihm, wenn er gar noch Haar und Bart einer be-
sonderen Pflege unterwirft! Gerade dieser Mangel
ästhetischer Erziehung, der sich so auffällig in der
Vernachlässigung des Äussern kund thut, lässt uns
bei höher gesitteten Nationen als halbe Barbaren
erscheinen. Glauben Sie ja nicht, dass der typische
Deutsche mit seinem unkultivierten Bart und Haar,
das
noch
obendrein
im
Restaurant
oder
gßr
im