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sich gegen Schluss des Dreissigjährigen Krieges das
geistige Leben. Hier wurde noch im siebzehnten
Jahrhundert das erste deutsche Opernhaus errichtet;
im achtzehnten Jahrhundert wurde aus der national
gebildeten Hamburger Bürgerschaft allen den in
französischer Kultur befangenen Höfen voran der
Anstoss zur Erneuerung unserer deutschen Litteratur
gegeben. Mit Stolz nennen wir noch heute den
Namen des alten Brockes. Von der Glorie eines
Lessing und Klopstock fällt auch ein Strahl auf uns.
Und nicht schwächer strömte das Leben auf künst-
lerischem Gebiet; ich erinnere Sie an die eine That-
sache, dass zu einer Zeit, da überall das Bürgertum
darniederlag, bei uns ein Werk gedacht und durch-
geführt werden konnte, wie die Grosse Michaeliskirche.
Wohl hat unsere politisch isolierte Bürgerschaft
im Kampf um die materiellen Grundlagen des Da-
seins in unserem Jahrhundert die ideellen Interessen
nicht immer in gleicher Intensität wahren können.
Aber die Jahre der nationalen Erhebung haben auch
uns bereit gefunden, und in den letzten Jahrzehnten
sind die umfassendsten Anstrengungen gemacht, neue
Grundlagen für die Bildung zu gewinnen. Sie, meine
Herren, haben in beispielloser Opferwilligkeit das
Volksschulwesen umgestaltet, Sie haben die älteren
wissenschaftlichen Institute reorganisiert, Sie haben
andere neu gegründet. Die Umgestaltung der Kunst-
halle schliesst sich diesen Ihren Bestrebungen als
jüngste That an.
Möge sie sich den älteren Instituten würdig an-