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gefolgt, nehme ich doch als geborener Hanseat
den lebhaftesten Anteil an der künstlerischen Ent-
wickelung unser alten Reichsstädte. Die Ausführungen
der Denkschrift sind so klar und richtig, sie
fussen so sehr auf der Erkenntnis dessen, was sowohl
dem Kunstgewerbe unserer Zeit als auch allen
kaufenden und erwerbenden Gesellschaftsklassen not
thut, dass ich nur annehmen kann, sie müssten an
entscheidender Stelle überzeugend und fördernd
wirken. Ich wünsche daher denselben von Herzen
einen guten Erfolg.
In allen grossen Bauepochen hat man nicht
vorzugsweise gebaut um fertig zu werden und in
Benutzung zu nehmen, alle Werke derselben trägen
den Stempel des Bewusstseins und der Lust Schönes
und Vollendetes zu schaffen. In allen künstlerischen
Kreisen hat man es s. Z. mit grosser Freude be-
grüsst, dass der Rathausbau in diesem Sinne unter-
nommen, nicht einseitig dem Regierungsgeschäft
dienen sollte, vielmehr das sein soll, was in mo-
narchischen Staaten der Palast des Herrschers be-
deutet, die höchste Leistung dessen, was unsre Zeit
in Kunst und Gewerbe vermag. Eine solche Ge-
legenheit, fördernd und erziehend nach allen
Richtungen zu wirken, kehrt für den Staat nicht
wieder und es wäre sehr zu bedauern, wenn dieselbe
nicht mit Sorgfalt und Bedacht ausgenützt wurde.
Herr
Professor
Julius
Lessing:
Wir
sind
ausserordentlich
erfreut ,
wie