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erbetenes Gutachten entschied sich für den Entwurf
der Hamburger Architekten.
Nach vielen Verhandlungen und einer Über-
arbeitung der Pläne stellte dann 1885 der Senat den
Antrag auf die Ausführung dieses Entwurfs. Im
Mai 1886 wurde der Grundstein gelegt.
Soweit die verwickelte Vorgeschichte des Baues.
Im ]ahre 1887 sah ich die Grundmauern des
neuen Palastes aufsteigen.
Der Gedanke an die künstlerische und gewerb-
liche Ausstattung des Rathauses beschäftigte mich
sehr stark. Es erschien mir als ein Gnadengeschenk
des Schicksals, dass gerade in dieser Epoche an
einer solchen alles umfassenden Aufgabe die Leistungen
der Künste und Industrien und Teilnahme und Ver-
ständnis der Bevölkerung auf eine höhere Stufe ge-
hoben werden konnten.
Alles lag günstig. Mit dem Zollanschluss, der
1888 vollzogen wurde, musste sich eine völlige Um-
gestaltung des Lebens vollziehen, und der Hamburger
Industrie, der bis'dahin der deutsche Markt ver-
schlossen war, stand mit einem Schlage der deutsche
Markt offen. Die Einsichtigsten sagten einen ge-
waltigen Aufschwung des Handels voraus. In der
dekorativen Kunst stand für ganz Deutschland eine
grössere und innere Krisis vor der Thür. Mitten
im Kultus der historischen Stile, der durch die Hoch-