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es nicht vermocht, die Sache zu trennen von den
Nebenvorstellungen und den Empfindungen des Spottes
und der Verachtung, mit denen ein Zeitalter abstrakter
Übung der Kunst und der Wissenschaft in Deutsch-
land den Begriff des Dilettantismus verquickt hatte.
Wir haben uns durch absprechende Urteile nicht
irre machen lassen. Um so weniger, da wir von
vornherein die Frage nicht für Deutschland, sondern
für Hamburg zu lösen unternommen hatten.
In der Überzeugung, dass es sich zunächst um
eine Angelegenheit Örtlicher Kunstpolitik handelte,
hatten wir uns bei der Organisation der Arbeit nicht
nach Vorbildern im Auslande umgesehen, denn das
hätte nach alter und leider stets wieder ver-
leugneter Erfahrung das ruhige Wachstum der vor-
handenen Kräfte gefährdet. Und darauf schien uns
alles anzukommen, dass zu allererst das bei uns
schon vorhandene wachse und gedeihe.
S0 haben unsere drei Gesellschaften ihre Organi-
sation nach den am Ort vorhandenen Kräften und
Mitteln angelegt, ihre letzten Ziele sehr hoch gesteckt,
aber sich in der Praxis darauf beschränkt, Schritt
für Schritt das mit Sicherheit Erreichbare zu wollen.
Das Verhältnis zum Ausland war jedesmal durch
die engern Umstände verschieden gestimmt. Die
Gesellschaft hamburgischer Kunstfreunde
(Dilettanten aller Art, Sammler) hatte mit der Fülle
und Eigenart der in Hamburg vorliegenden Aufgaben
soviel zu thun, dass sie sich bisher auch für einzelne
Anregungen um das Ausland nicht gekümmert hat. Die