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Es wird nun in keiner Stadt mehr möglich sein,
das Kunstgewerbe leistungsfähig zu erhalten, wo
eine eigenartige örtliche Produktion der Malerei und
Plastik nicht vorhanden ist. Auch in Hamburg wird
die Zukunft des Kunstgewerbes davon abhängen, ob
wir eine lebenskräftige künstlerische Lokalschule
entwickeln. Dass wir, wie in den siebziger und
achtziger jahren, eine leistungsfähige kunstgewerb-
liche Produktion pflegen können, wenn es bei uns,
wie damals, nur einige wenige Landschaftsmaler und
sonst keine von Bedeutung giebt, die auf das Ge-
werbe keinerlei Einliuss haben, ist in Zukunft aus-
geschlossen.
Somit ist jetzt ein Zustand eingetreten, wo eine
hervorragende und ganz selbständige hamburgische
Malerei und Bildhauerkunst die absolut unumgäng-
liche Vorbedingung des gewerblichen Schaffens bildet.
Eine auf der Eigenart unseres Lebens und unserer
Landschaft gegründete hamburgische Kunst gehört
künftig zur Notwendigkeit.
Auf diesem Boden werden die grossen Schätze
unseres in seiner Art einzigen Museums für Kunst
und Gewerbe gehoben werden.
Im nächsten Jahrzehnt wird nicht nur bei uns
die grosse Verschiebung eintreten. Es wird sich bei
der Existenz des Kunstgewerbes in jeder deutschen
Stadt darum handeln, ob sie im stande ist, einer
Anzahl selbständig schatfender Maler und Bildhauer
das Leben zu ermöglichen.
Für Hamburg wird in diesem kritischen Moment