dem Studium alter Kunst, sondern auf dem des Be-
dürfnisses und der Natur. Es hatte mit umfasst,
was an grosser Kunst vorhanden gewesen war. Seine
Verbindung mit der lebendigen Malerei und Skulptur
war so fest, dass es die grossen Künstler in Deutsch-
land schwer hatten, sich aus dem Handwerkerstande,
dem sie traditionell angehörten, als Künstler loszu-
lösen. Darüber war sich Dürer, in dessen Brust ein
starkes künstlerisches Bewusstsein lebte, mit Staunen
bei seinem zweiten Aufenthalt in Venedig klar ge-
worden, wo der Künstlerstand als solcher schon
Geltung besass, und wo unser grosser Landsmann
nicht als Handwerker, sondern, wie er sich aus-
drückte, als Edelmann, wir würden sagen als
Gentleman, angesehen wurde und sich selber fühlen
lernte.
Überall, wo die Entwickelung so weit gediehen
ist, dass es einen Künstlerstand giebt, wächst die
Kunst nicht mehr aus dem Handwerk heraus, sondem
wird umgekehrt das Kunstgewerbe von der hohen
Kunst geleitet und befruchtet.
Dass einmal auch in Deutschland dieses Ver-
hältnis wieder eintreten würde, war längst voraus-
zusehen und längst vorausgesagt. Es liess sich schon
in den achtziger Jahren erkennen, dass der Um-
schwung nahe bevorstand. In Frankreich war die
Trennung nie so schroii" gewesen, in England hatten
Künstler die Führung bereits wieder in der Hand.
Bei uns haben sich die im Kultus des Historischen
erzogenen Vertreter
des Kunstgewerbes
lange
gegen