Volltext: Aus der Praxis ([Bd. 5])

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selbständigen Bildhauerkunst unserer Zeit, noch von 
der auf eine neue Anschauung der Farbe ausgehenden 
heutigen Malerei Anregungen brauchen. Denn die 
Ornamentik" der Renaissance und der aus ihr ent- 
Qvickelten Stile vertrug sich nicht mit neuer, selbst- 
erworbener Empfindung der Form, und das Auge, 
das Jahrzehnte hindurch an das die dekorativen 
Künste beherrschende Kolorit Makarts gewöhnt war, 
konnte die frische, auf dem unmittelbaren Studium 
der Natur beruhende Farbenanschauung der lebendigen 
Malerei nicht vertragen. 
In weiten Kreisen herrschte dabei das Gefühl, dass 
diese Trennung der Produktion in zwei feindliche 
Heerlager, die sich bekämpften und verspotteten, 
vom Übel sei. Auch von Seiten der Führer des 
Kunstgewerbes wurde dieser Zustand aufrichtig be- 
klagt, und man trug sich hier mit der HoiTnung, 
dass aus dem Kunstgewerbe wie in alter Zeit eine 
neue hohe Kunst hervorgehen würde. 
Dass einst die Grossmeister der deutschen Kunst 
 man braucht nur Dürer zu nennen, der aus der 
Goldschmiedswerkstatt emporstieg  und mit ihnen 
die ganze grosse deutsche Malerei und Sculptur aus 
dem Handwerk entsprungen waren, ist nun mit ge- 
wissen Einschränkungen eine geschichtliche Thatsache. 
Aber das Kunstgewerbe, das einmal die Malerei 
und Plastik geboren hat, war wesentlich von dem 
in den siebziger und achtziger Jahren bei uns herr- 
schenden Kunstgewerbe verschieden. Es war nicht 
nachahmend, sondern schöpferisch, ruhte nicht auf
	        
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