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Münchner und Wiener Kunsthändlern, die um die
Weihnachtszeit Ausstellungen und Schleuderauktionen
von Bildern veranstalteten, für die sie nur in Ham-
burg noch hoEen durften Abnehmer zu finden.
Alles läuft schliesslich auf die wirtschaftlichen
Grundfragen hinaus.
Wir dürfen noch nicht behaupten, dass die in
Hamburg vom Bürgerhause für Kunst aufgewendeten
Mittel im volkswirtschaftlichen Sinne richtig ange-
legt werden.
Ein Bild zu kaufen. gilt in vielen wohlhabenden
Kreisen noch immer als unverantwortlicher Luxus.
Aber dieselben Männer und Frauen, die sich den
Besitz eines Kunstwerks versagen, sind nach alter
Sitte sehr leicht bereit, erhebliche Mittel zur Aus-
bildung künstlerischer Begabungen beizusteuern.
Nirgend fällt es leichter als in Hamburg, für ein
aufstrebendes Talent die Mittel zum Studium auf
deutschen oder ausländischen Akademien zu erlangen.
Viele Tausende werden jährlich für diesen Zweck
von Privatleuten und den grossen Stiftungen aufge-
wendet. Aber es geschieht meist ohne Plan und
deshalb ohne Erfolg.
Das erste Stipendium, von dem wir in Hamburg
wissen, wurde 1538 vom Senat einem jungen Ham-
burger Maler namens Franz Timmermann verliehen,
der schon Proben seines Talentes abgelegt hatte.
Er erhielt obendrein einen Empfehlungsbrief vom
Senat an Lucas Cranach. Aber es wurde ihm zur
Bedingung gemacht, dass er nach beendetem Studium.