In der kurzen Zeit hat sich das Stoffgebiet unserer
hamburgischen Kunst überraschend erweitert.
Während noch zu Anfang der neunziger Jahre
hamburgische Motive in der Landschaft zu den Selten-
heiten gehörten, stehen heute die Darstellungen
fremder Gegenden in der Minderzahl. Wir sind, seit
hamburgische Kunstfreunde die Sammlung von Bildern
aus Hamburg gestiftet haben, schon so daran ge-
wöhnt, Landschaften aus den Elbinseln, aus dem
Alsterthal, aus dem Stadtgebiet, Architekturstücke
und Innenräume aller Art aus Hamburg gemalt zu
sehen, dass es uns ganz natürlich und selbstver-
ständlich erscheint. Und im Grunde ist es das ja
auch. Aber noch vor kaum einem Jahrzehnt war es
den älteren Künstlern wohlbekannt, dass die Ham-
burger lieber ein Bild mit der "Sonne Italiens" oder
mit Felsen und Bergen kauften, als eine Darstellung
unserer Fluss- und Stromlandschaften, unserer Wiesen
und unseres Hafens. Hier hat sich augenscheinlich
eine für die weitere gesunde Entwicklung der
heimischen Kunst grundlegende Wandlung des Ge-
schmacks vollzogen, und da alle Neigungen die Natur
haben, zu wachsen und stark zu werden, so dürfen
wir für die nächsten Jahrzehnte hoffen, dass der
Wunsch, die Heimat mit dem Augen und Herzen
des Malers in künstlerischer Verklärung zu sehen,
einen Zug der Begeisterung erhalten wird. Dem
Landschaftsbilde haben sich die Marine, das Tier-
stück und der Innenraum angeschlossen, und dem
Leben des Volkes und" der Gesellschaft werden