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veröffentlicht keine Sitzungsberichte. und die Tages-
presse, die den lokalen Angelegenheiten oft breiten
Raum gewährt, ist mit dem einzelnen Ereignis zu
stark belastet und hat selten unmittelbaren Anlass,
allgemeine und grundsätzliche Erörterungen zu geben.
Hier muss die hamburgische Wochenschrift ein-
greifen als eine Ergänzung der Bürgerschafts-Ver-
handlungen und der Arbeit der Tagespresse. Aber
sie darf ihre Arbeit niemals vom Kirchturmsstand-
punkt in Angriff nehmen, das würde auf Verengung
und Verknöcherung hinauslaufen.
Was uns drückt, wird in vielen andern Gross-
städten des In- und Auslandes als Unbequemlichkeit
empfunden, was bei uns treibt und grünt, will auch
anderswo ans Licht oder ist anderswo bereits zur
Blüte entfaltet oder zur Frucht gereift.
Denn der Typus der rasch gewachsenen modernen
Grossstadt, dem Hamburg angehört, ist über die
ganze germanische Kulturwelt von vier Erdteilen
verbreitet, und überall sind den Einwohnern die Dinge
über den Kopf gewachsen, weil alles so rasch ge-
gangen, dass man darüber nicht zur Besinnung ge-
kommen ist. Was eine moderne Grossstadt darstellt,
hat es nie gegeben, soweit wir aus der Geschichte
noch lernen können. Grosse Menschenanhäufungen,
ungeheure Kapitalansammlung, grosse materielle
Genussfähigkeit und dabei ein Geringses geistigen
Bedürfnisses und geistiger Produktion. Die grossen
Stadtkulturen Italiens, Süddeutschlands und der
Niederlande sind von 30 bis höchstens 150000 Seelen