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Von der Redaktion zu hören, dass der "Lotse"
etwas anderes sein soll, als eine deutsche Wochen-
schrift mehr, nur mit dem Unterschied, dass sie, statt
in Berlin oder München, in Hamburg erscheint, ist
beruhigend, denn für ein solches Organ wäre weder
bei uns noch im Reich ein Bedürfnis nachweisbar.
Was uns not thut, ist die Wochenschrift, die sich
entschieden auf den Boden Hamburgs stellt und von
hoher Warte beobachtet, was geschieht und unter-
lassen wird. Beides. Aber nicht im Sinne einer
unfruchtbaren Kritik, sondern Kräfte und Ziele er-
kennend und betonend.
Was wissen wir von uns selber? Wenn die Zu-
lassung zum Bürgereid von einem Examen über ham-
burgische Zustände und Interessen abhängig wäre,
nicht viele dürften es wagen, die Schwurhand zu er-
heben.
Wie manche Quelle verrieselt bei uns im Sand,
weil die Wasser nicht zusamrnengeleitet werden. Für
wie viele politische, kommunale, wissenschaftliche,
künstlerische Bestrebungen wären Mittel und Kräfte
da, wenn sie eindringlich und beständig der ganzen
Bevölkerung vor Augen gehalten würden. Wo werden
denn überhaupt hamburgische Angelegenheiten vor
der Öifentlichkeit erörtert? Was im Senat verhandelt
wird, erfährt die Welt nicht. Die Beratungen der
Bürgerschaft bewegen sich naturgemäss meistens
um Fragen des Budgets oder der Senatsanträge.
Der Debattierklub (Klub von 1894); der hamburgische
Angelegenheiten von hohem Standpunkte erörtert,
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