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Leben entlassenen Schülern erscheinen dringend er-
strebenswert, damit die Schule nicht als ein Fremd-
körper im Leben des Einzelnen und der Familie
steht. Es müsste sich um jede Schule eine Schul-
gemeinde der Eltern und früheren Schüler bilden,
mitlebend, mitstrebend, mithelfend. Wo eine be-
sonders einflussreiche Lehrerpersönlichkeit wirkte,
haben sich in Hamburg bereits Vereine früherer
Schüler unter ihrem Namen gebildet, die ihre Über-
lieferung pflegen.
Auf dem festen Untergrund der Liebe zur Heimat
und ihres wachsenden Verständnisses ist sodann das
nationale Wesen zu pflegen. Wer die Schule ver-
lässt, muss, soweit seine Fähigkeiten reichen, Anschluss
an die grossen Dichter und Künstler unseres Volkes
gefunden haben, Anschluss mit dem Herzen. Und
es muss in ihm das Bedürfnis nach unmittelbarem
Verkehr mit ihren Werken lebendig geworden sein.
Die Schule soll nicht satt, sie soll hungrig machen.
Alles, was gelernt und gelehrt und an Kräften
erworben wird, muss durch das Gefühl in den Dienst
der höheren Entwickelung unseres Volkes gestellt
werden. Jeder einzelne muss sich mitverpiiichtet
fühlen, an der Vertiefung und Veredelung unseres
Volkscharakters mitzuarbeiten und zwar, indem er
nicht bei den andern, sondern bei sich selber
anfängt.
In solchem Boden gepiiegt, werden Vaterlands-
gefühl, Volksbewusstsein, Nationalstolz, Patriotismus
und wie wir die Äusserungen des einen tiefen Gefühls