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alles Wissen zur Verfügung stehen. Dies wird am
sichersten erreicht, wenn es von der ersten Stunde
einem Können dient.
Können
ist
die
höchste
Macht.
Verstehen
und
selbständig untersuchen können, mitzuempfinden und
nachzuempiinden vermögen, geht über alles mecha-
nische Wissen weit hinaus.
Die Fähigkeit zu empfinden ist durch die genaue
Betrachtung einzelner Gegenstände der Natur im
Naturgeschichtsunterricht, bei Ausflügen vor der
Natur und einzelner Kunstwerke Bilder, Bau-
werke, Statuen, Gedichte, Musikwerke zu ent-
wickeln. Ohne diese Grundlage ist eine geschicht-
liche Behandlung der Kunst und der Litteratur für
die wirkliche Bildung nicht bloss wertlos, sondern
sogar gefährlich.
Auf allen Gebieten ist sodann vor allen Dingen
Ausdrucksiähigkeit anzustreben. Es kommt nur darauf
an, dass die von der Natur gegebene Fähigkeit nicht
erst einschläft. Wo wir die heutige Entwickelung des
Kindes beobachten, finden wir immer wieder, dass die
natürliche Begabung von irgend einem Punkte an
unterdrückt wird, vornehmlich durch die Anerziehung
falscher Scham, durch die Untergrabung der Unbe-
fangenheit, die Entwöhnung vom Beobachten, die Zer-
störung des persönlichen Mutes. Kleine Kinder pflegen
mit hellem, sicherem Ansatz zu singen. Was wird in
der Schule daraus? Kleine Kinder erzählen und plau-
dern ganz unbefangen über alles, was sie erleben.
Wie steht es damit nach dem ersten Schuljahr, wie